Lesben aus der Provinz

2013 sind meine Frau und ich dem katholischen Hinterland der Republik entflohen. Wir wollten weg von da, wo man Lesben nur sieht, wenn man sie persönlich zu sich nach Hause einlädt, in eine Stadt, in der es sogar Lokale „nur für Frauen“ gibt.

Wir wollten weg von dort, wo wir die allerersten Lesben in den Personalakten zweier Provinzuniversitäten (Trier und Luxemburg) waren, die sich offiziell das „Ja-Wort“ gegeben hatten – und wir brauchten einfach Abstand zu Kolleg*innen, die uns versicherten, gar noch nie zuvor eine lesbische Begegnung gehabt zu haben … Und so führte uns, unmittelbar nach unserem Umzug in die Hauptstadt, als wir in der Charlottenburger Wohnung noch durch die Umzugskisten im Flur balancieren mussten, der Weg in die Potsdamer Straße 139.

Denn da – so versprach es das Internet – soll es ja ausschließlich Frauen geben – sogar mehrere Lesben. Es war so aufregend, dass ich bis heute – wenn ich durch die Blumenkübel vor dem Eingang, unter der roten Warsteinermarkise hindurch und an der Theke vorbei an einen der Tische im Inneren gehe – an unseren ersten Besuch in der Begine denke.

Tür auf! Wow!!!!  Frauen, wohin das Auge nur schaut. Frauen-Fußball-EM auf der Großleinwand. Deutschland gegen … Was weiß denn ich?! Um uns herum so viele Lesben an den Tischen, an der Bar, auf den Stufen, überall … und alle sehen aus wie wir… Vielen Dank für euer Engagement, euer unermüdliches Ringen um Raum für Frauen, Kulturprogramm, Gruppentreffen und Bewirtung!

Ane

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