Inga Höfer: Rosa Manus

Niederländische Aktivistin für Frauenrechte (1881 - 1942)

Sie war eine der bedeutendsten, international wirkenden Feministinnen und Pazifistinnen ihrer Zeit. Ihr Wirken ist Grundlage für viele heutige Errungenschaften von Frauen. Präsenz wollte sie Frauen geben, doch ihre eigene Präsenz blieb lange Zeit verborgen.

Rosette Suzanna Manus wurde als zweites von sieben Kindern am 20. August 1881 in Amsterdam geboren. Sie wuchs auf in einer vermögenden liberal-jüdischen Familie, in der Jüdisches keine große Relevanz hatte. Nach dem Besuch eines Internats in Lausanne wollte sie eine Modefirma eröffnen.

Ihr Vater verwehrte dies mit der Meinung, für eine anständige Frau gehöre sich kein Gelderwerb.

Rosa reagierte mit Rebellion, wurde Frauenrechtlerin, lebte sowohl politisch als auch persönlich frauenbezogen. 1908 fand sie Zugang zum Feminismus beim Internationalen Kongress des Weltbundes für Frauenwahlrecht (IWSA) in Amsterdam und wurde Secretary (Schriftführerin). Wegen ihrer Sechs-Sprachigkeit, sozialer Kompetenz und eines fabulösen Organisationstalentes wurde sie 1910 Special Organizer des IWSA und bereitete weitere Kongresse vor. Rosa Manus war eine Schlüsselfigur der Frauenbewegung mit weltweitem Netzwerk und Bekanntheit. 1913 war sie Mitorganisatorin der Ausstellung De vrouw 1813 – 1913 (Die Frau 1813 – 1913) mit ca. 300.000 Besucherinnen, unter ihnen viele in- und ausländische Feministinnen sowie zweimalig Königin Wilhelmina. Um Frauen zur Kongreßteilnahme und Beteiligung am Feminismus zu motivieren, bereiste Rosa Manus von Oktober 1922 bis April 1923 Europa und Südamerika sowie 1935 Ägypten, Libanon, Syrien.

Mehr als 30 Jahre war Rosa Manus inter-/national in unzähligen relevanten Organisationen und (auch leitenden) Positionen tätig bzw. war Initiatorin bedeutender Organisationen – z. B. (und dies ist nur ein sehr kleiner Ausschnitt!): Vizepräsidentin (1926-41) der International Alliance of Women (IAW) sowie (1932-38) des (Peace and) Disarmament Committee of the Women´s International Organizations (PDC-WIO, 1934 Nominierung des PDC für den Friedensnobelpreis); Mitgründerin (1915), International Committee of Women for Permanent Peace (ICWPP, später WILPF); Secretary (1926-41), International Committee for Peace and the League of Nations of the IAW; Mitgründerin und Präsidentin (1933-35), Neutral Women´s Committee for Refugees; Mitglied 1936-[39], Vigilance Committee of Anti-Fascist Intellectuals. Am 6.2.1932 übergab sie in Genf dem Vorsitzenden des Völkerbundes Lord Cecil unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit eine Friedenspetition mit mehr als 8 Millionen Unterschriften. Am 22.8.1936 wurde Rosa Manus zum Officier in de Orde van Oranje Nassau ernannt. 

Rosa Manus war Mitgründerin und erste Präsidentin (1935-40) des IAV (International Archives for the Women´s Movement - heute Atria).

Im Juni 1940 wurde das IAV von den deutschen Besatzern geschlossen, und alle Unterlagen kamen zunächst nach Berlin. 1992 wurden sie in einem Geheimarchiv in Moskau entdeckt und 2003 großteils zurück nach Amsterdam gebracht.

Nach Besetzung der Niederlande war Rosa Manus dreifach gefährdet als Jüdin, international bekannte Feministin und als Pazifistin. Am 16.8.1941 wurde sie als politische Gegnerin (nicht als Jüdin!) verhaftet. Über Polizeigefängnisse in Scheveningen und Düsseldorf kam sie Ende Oktober 1941 in das Frauen-KZ Ravensbrück. Dort erhielt sie den rot-gelben Winkel für politische Jüdinnen, war dem „Judenblock“ zugewiesen und leistete Zwangsarbeit bei den „Strickerinnen“. Neueste Forschungen zeigen, dass Rosa Manus im Rahmen der Aktion 14f13 im März 1942 in der Gaskammer der Tötungsanstalt Bernburg ermordet wurde.

Inga Höfer, Heidesee b. Berlin

aus:
Inga Höfer: Rosa Manus (1881 – 1942). Niederländische Aktivistin für Frauenrechte. In: Kalender 2020 - Wegbereiterinnen XVIII. Hg. Gisela Notz, Spak-Verlag, 2020. 14,50 €. (Leicht erweiterte Fassung).

Bildquelle:

Wikimedia Commons

Literatur:

Everard, Myriam / de Haan, Francisca (Hrsginnen.):
Rosa Manus (1881 – 1942). The International Life and Legacy of a Jewish Dutch Feminist. Leiden / Boston, Brill, 2017.

Mit freundlicher Genehmigung des Spak-Verlages zur Veröffentlichung.

Mein Dank geht an vor allem an Myriam Everard und Francisca de Haan sowie auch an alle weiteren Autorinnen der Publikation Rosa Manus (1881 – 1942): The International Life and Legacy of a Jewish Dutch Feminist für die hervorragende und akribische Forschungsarbeit. Ohne Myriams intensive Forschungen und deren Veröffentlichung hätte Rosa Manus bedeutungsvolles feministisches Leben und Wirken gedroht in Vergessenheit zu geraten.    I.H.

Myriam Everard hat am 16.11.2020 von der Royal Netherlands Academy of Arts and Sciences für ihr wissenschaftliches Werk, im Besonderen für ihre Arbeit in der Frauen-Geschichtsforschung, den De la Court Prize 2020 überreicht bekommen. Herzlichen Glückwunsch liebe Myriam !!!

Näheres hierzu unter:

https://www.knaw.nl/en/news/news/de-la-court-prize-2020-for-myriam-everard

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