Ahima Beerlage liest Klassikerinnen feministischer Literatur

Maxie Wander "Guten Morgen, du Schöne"

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Heute widme ich mich der Schriftstellerin und Journalistin Maxie Wander und ihrem Buch "Guten Morgen, du Schöne".

Maxie Wander wurde am 3. Januar 1933 in einer armen, kommunistisch politisierten Familie geboren. Sie verließ ohne Abitur die Schule und arbeitete als Sekretärin, Fabrikarbeiterin und sogar Drehbuchautorin. Gern hätte sie als Journalistin gearbeitet, aber ihr Stottern hinderte sie daran, diese Pläne zu verfolgen. Obwohl sie sehr naturverbunden war, haderte sie mit ihrem Heimatland. Das sollte sich erst ändern, als sie 1957 mit ihrem Mann, dem österreichischen kommunistischen Schriftsteller Fred Wander, in die DDR zog und sich mit ihm in Ostberlin niederließ. Sie bekamen drei Kinder - eine Tochter, die 1968 verunglückte, einen gemeinsamen Sohn und sie adoptierten einen Sohn.

Nachdem sie anfänglich mehr ihrem Mann zuarbeitete und nur einige Drehbücher verfasste, entwickelte sie eine eigene literarische Form.

Ihre eigene Biografie als Frau aus kleinen Verhältnissen, ihre Hemmungen wegen ihrer Sprachbehinderung und auch der Tod ihrer Tochter, an dem sie sich selbst die Schuld gab, richteten ihr Augenmerk auf die Situation, Sorgen, Nöte aber auch Freuden von Frauen. Sie interviewte 19 Frauen und bearbeitete die Tonbandprotokolle literarisch. Mit dem Buch "Guten Morgen, die Schöne" schuf sie ein vielbeachtetes Bild, dass in Ost- und Westdeutschland Erfolg hatte. Christa Wolf unterstützte sie darin mit einem Vorwort, das erst in der BRD und später auch in der DDR den Text begleitete. Als das Buch in die Korrekturphase ging, war Maxie Wander bereits schwer an Krebs erkrankt. Mit Mühe stellte sie das Buch fertig, bevor sie 1977 starb. Ihre Bücher "Guten Morgen, du Schöne" und auch "Leben wär` eine prima Alternative“ haben mich und viele andere Frauen tief berührt. "Guten Morgen, du Schöne" wurde in viele Sprachen übersetzt und wurde auch als Theaterstück umgesetzt, das allein in der DDR 400 Mal gespielt wurde. Maxie Wander hat mit ihren Protokollen eine breite gesellschaftliche Diskussion angestoßen. Damit gelang ihr ein einmaliges Kunststück - sie rang der DDR-Führung ab, den Alltag von Frauen mutig und ehrlich zu zeigen. Sie hatte viele Pläne, wollte auch Kinder und Männer interviewen. Dazu kam es leider nicht mehr. Mit der Wende verschwand auch Maxie Wanders wunderbare Arbeit ein wenig aus dem Fokus. Für Feministinnen und alle, die sich für den Alltag in der DDR interessieren, bleibt sie aber eine wichtige Zeitzeugin und feinfühlige Autorin.

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