„Widziane - Sichtbare” - Fotografien von Karolina Bąk und Collagen von Agnieszka Karaś
Ausstellung rund um die Anthologie „Lepiej. Opowieści emigrantek - Besser. Geschichten von Migrantinnen“ von dem „Klub der Wunderbaren Frauen”
Widziane (Sichtbare) ist der Titel einer thematischen Ausstellung rund um die kreative Gruppe Klub der Wunderbaren Frauen und die Anthologie „Besser. Geschichten von Migrantinnen“. Die Ausstellung besteht aus zwei Teilen: Fotografien und Collagen.
Der Klub der Wunderbaren Frauen ist eine Gruppe von Polinnen, die in Berlin leben und im Herstory-Kontext arbeiten. Ergebnis dieser Arbeit ist eine zweisprachige Kurzgeschichtensammlung, die im Mai 2025 im KLAK Verlag erschienen ist.
Die Autorinnen sind: Beata Zuzanna Borawska, Basia Borowska, Agata Jagna Czarkowska, Magdalena Deniz, Joanna Kańdulska, Agnieszka Karaś und Natalia Raginia.
Ist es für eine Frau schwer, sich selbst Schriftstellerin zu nennen? Und was bedeutet dieses Wort – welche Form, welche Haltung, welche Umstände zeichnen es aus?
Zu jedem Text der sieben Autorinnen hat Agnieszka Karaś analoge Collagen geschaffen, die ein integraler Bestandteil von „Besser. Geschichten von Migrantinnen“ sind. Die Collagen beziehen sich direkt auf die Texte.
Karolina Bąk, die in Zusammenarbeit mit Agnieszka Ogrodniczak (MUA) und Aneta Jenis Dolega (ausführende Produzentin) ein Porträtshooting für den Klub der Wunderbaren Frauen realisierte, hat Fotografien geschaffen, in denen die Einzigartigkeit des Moments, der Charakter und die Dynamik jeder Autorin sowie jenes besondere „Etwas“, mit dem Berlin verführt, zum Ausdruck kommen.
„Nichts über uns ohne uns“ – dieses feministische Credo ist längst nicht mehr nur eine Form des Protests oder ein Manifest, sondern Ausdruck des Gefühls, dass wir Redefreiheit haben. Diese erweist sich, wie sich zeigt, nicht nur als kulturstiftend und politisch, sondern oft auch als therapeutisch wirksam. Sie bewirkt, dass wir uns sichtbar, hörbar und wertgeschätzt fühlen.
Die Vernissage fand am Sonntag, den 12.10.25 in der BEGiNE statt. Wir bedanken uns bei allen, die dabei waren! Das war ein sehr schöner Abend.
Die Ausstellungseröffnungrede hat Kasia Flak, Kunsthostorikerin, die in der BEGiNE für die Kunstausstellungen zuständig ist, gehalten. Hier ein Fragment daraus:
„Die Anthologie Lepiej. Opowieści emigrantek - Besser. Geschichten von Migrantinnen wurde in zwei Sprachen geschrieben. Es gibt einen polnischen und einen deutschen Teil.
Die Geschichten tragen eine enorme emotionale Ladung in sich. Manche von ihnen erzählen von kurzen Momenten im Alltag, die unmittelbar mit Vergangenheit und Zukunft verbunden sind. Beim Lesen tauchen wir nicht nur in die äußere Welt des Geschehens ein, sondern auch in die Welt der Gefühle, Gedanken und Emotionen der Erzählenden. Wir begleiten sie bei sehr intimen, schmerzhaften sowie glücklichen Erlebnissen. Wir fühlen den Schmerz, der tief in den Erinnerungen steckt, wir weinen mit dem kleinen Mädchen, das sich damals so hilflos fühlte, wir spüren die Wärme der menschlichen Liebe, das Kribbeln der Verliebtheit, die Kälte der Einsamkeit, das Nicht-Verstanden-Werden und die Verbundenheit mit allen anderen Frauen, die jeden Monat, wie wir leiden oder litten, oft ohne richtige Diagnose. Wir begeben uns auf die Suche nach der Vergangenheit, in der wir, als nebeneinander lebende Nationen unser Leben oft zusammen verbracht haben, um dann durch den Krieg brutal getrennt zu werden.
Die analogen, minimalistischen Collagen, die die Erzählungen illustrieren, spiegeln die Atmosphäre jeder Geschichte perfekt wider. Sie befinden sich im Buch am Anfang jedes Textes. Damit führen sie uns in die tieferen Ebenen unserer Wahrnehmung ein. Wenn wir sie nach dem Lesen noch einmal betrachten, können wir uns das Buch ohne sie nicht mehr vorstellen. Sie verschmelzen mit jeder Erzählung und bilden eine untrennbare Einheit.
Die fotografischen Portraits, die wir neben den Collagen in der Begine sehen, bewusst inszeniert, mit dem Ziel viel mehr als das Äußere abzubilden, zeigen selbstbewusste Frauen, die Autorinnen des Buches, die Mut hatten, ihre Geschichten mit uns zu teilen.
Alle Ausdrucksformen, die Fotografien, die Collagen und die Texte, strahlen Ehrlichkeit, Authentizität und Kraft aus. Die Geschichten fügen sich in den universellen Kontext aller Frauengeschichten ein, die seit Anfang der Welt erzählt wurden. Sie berühren unsere Herzen und ermutigen uns nicht mehr zu schweigen. Wie Beata Zuzanna Borawska im Vorwort des Buches schrieb: „Schreiben ist ein Privileg, Lesen auch – bitte findet die Zeit und den Raum für beides".
Das Buch ist bei der FrauenLesbenBuchhandlung Berlin in der Potsdamer Straße gleich neben der BEGiNE zu kaufen. Die Ausstellung ist bis Ende November in der BEGiNE zu sehen.
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